Fluch oder Segen? Ein Veranstaltungsbericht
Ist das Web nun ein Fluch oder ein Segen für die Kunst? Im Zürcher Neumarkttheater diskutierten am Freitag, 24. Mai 2013, Plattformbetreiber und Künstler im Rahmen einer Veranstaltung von Suisseculture.
Schriftsteller, Musiker und Filmschaffende fanden sich im Neumarkttheater ein, hinzu kamen kleinere Verleger sowie Vertreter der Unternehmen Simfy, Deezer, Swisscom und Google. Nach Präsentationen zum Geschäftsmodell der vier genannten Unternehmen wurde in drei Gruppen zu den Themenbereichen Wort, Film und Musik heftig diskutiert.
Geringe Einnahmen vs. intransparente Verträge
Ausgangspunkt der Diskussion in der Gruppe Musik waren die geringen Einnahmen, die Künstler von den Streaming-Plattformen erhalten. Gerade kleine Labels mit wenig bekannten Künstlern oder lokalem Repertoire könnten von Download und Streaming nicht leben.
Dieser Kritik begegneten die Vertreter der Streaming-Plattformen mit der Offenlegung ihres Verteilschlüssels: 70% ihrer Einnahmen gingen an die Rechteinhaber, davon der weitaus grösste Teil an die Labels, ein kleiner Teil an die Urheberrechtsgesellschaften. Dass die Künstler so wenig erhielten, liege darum an den (Major-)Labels, deren Verträge mit den Künstlern intransparent seien.
In diesem Punkt wurde die Diskussion beeinträchtigt durch das Fehlen von gewichtigen Vertretern der Phonoindustrie , die sich teilweise kurzfristig entschuldigt hatten. Die anwesenden Repräsentanten von kleinen Labels wehrten sich vehement gegen den Vorwurf der Intransparenz. Umgekehrt wurden die Streaminganbieter gefragt, weshalb sie nicht mehr Geld für ihr Angebot verlangen. Antwort: Die Budgets der jungen Zielgruppe seien so knapp, dass diese Klientel bei höheren Preisen wieder abwandern würde.
Unbehagen der Kulturschaffenden zum Werkgebrauch im Web
Generell war zu beobachten: Wenn die Kulturschaffenden ihr Unbehagen zum Umgang mit ihren Werken im Web äusserten, so wurden ihre Einwände oft mit Verweisen auf das Diktat des Marktes oder die gesetzlichen Rahmenbedingungen abgewiegelt. Am offensten zeigte sich der Vertreter von Swisscom, der sich durchaus vorstellen konnte, im Web stärkere Schranken zu illegalen Angeboten zu errichten. Voraussetzung dazu sind allerdings gesetzliche Änderungen, und diese können bekanntlich dauern.
Die Videos der Diskussionen und der abschliessenden Panelrunde werden demnächst aufgeschaltet auf KulturTV.